Hamlet

I'M A FLOWER (in collaboration with Maureen Béguin and Grégoire Schaller) Darius Dolatyari-Dolatdoust 

Datum
30. Oktober 2021 - 28. November 2021

Eröffnung: 30. Oktober 2021, 14–18 Uhr

Partizipierende
  • Künstler:in:
  • Darius Dolatyari-Dolatdoust
Beschreibung

Etwas anderes werden. Die Definition verlieren.

Das Verschwimmen von Linien und Grenzen zwischen einem Kostüm und der Person, die es trägt, zwischen den Textilien und den Körpern, den Körpern und dem Raum. Wie gibt ein Kostüm dem Körper Leben, wie bewegt es den Körper auf eine Art und Weise, die jenseits einer bestimmten Choreografie liegt und eine undefinierte Choreografie vorschlägt? Das Kostüm als eine Möglich- keit für den Körper um in Bewegung zu geraten, als eine Chance für den Körper sich in unbekann- te Strukturen zu wandeln oder in unbekannte oder noch nicht bekannte Erzählungen.

Das Erbe oder die Dinge, die an einen weitergegeben werden – vererbt. Geschichten die erzählt und wiedererzählt werden und Erinnerungen, die nicht zwingend die eigenen sondern geteilte Erinnerungen sind: Weil sie so oft erzählt wurden, beginnen sie vererbt zu werden. Wie kann ein Erbe wieder gestaltet werden, wie werden wieder geformte Dinge vererbt? Wie informieren diese Erinnerungen persönliche Muster, Formen und Transformationen?

Er hat eine geerbte Kultur und eine von der er fantasiert. Eine, in der er aufge- wachsen ist und eine die beinahe unmöglich zu erreichen ist. Beide haben aber seine Identität, seine Realität auf eine einzigartige Weise definiert. Wie transfomiert das Fantasieren Formen, Farben und Texturen?

Die wiederholend erscheinenden Figuren sind in Momenten der Bewegung sichtbar, oft zwischen Kampf und Kopulation, an der Grenze von Gewalt und Liebe. Die Verschlungenheit der Körper, unbestimmt in ihren Beziehungen und emotionalen Status zueinander, produzieren Ambiguität. Von kontrastierenden, klaren Formen und Farben innerhalb der Patchworks sowie den gemischten und verschwommenen Farben auf den Körpern der Performer*innen, bleiben wir zurück mit der Reflexion persönlicher Ambiguitäten aller Art.

Nur schon das Anziehen der Kostüme entwickelt ein kurioses, undefiniertes und unidentifizierbares Geräusch. Ein Geräusch wie der Klang einer unharmonischen Glocke oder das Peitschen von Ästen. Dieser hallende Unterton wird unterbrochen und gestört. Wie ein Schrei, allerdings weder ein menschlicher, noch einer der einer bestimmten Spezies zugeordnet werden kann, welcher sich durch die Räume bewegt und sie zusammenführt.

Was von der Aktivierung der Kostüme währt, sind die andauernden Vibrationen der von den Performer*innen erzeugten Echos. Die bleibenden, an der Wand hängenden Kostüme füllen als verkörperlichte Spuren den Raum und bilden leere Hüllen undefinierter Kreaturen.

Cathrin Jarema